Weibliche und männliche Kraft in der Gemeinschaft der Generationen << zurück


Symposium 2006
1. bis 5. Juni 2006 im Hippolyt-Haus St. Pölten

LIste der ImpulsgeberInnen*) (Stand 18.04.2006):

*) ImpulsgeberInnen sind vom Veranstalter besonders eingeladene und vorgestellte TeilnehmerInnen des Symposiums, die durch ihre spezielle Arbeit oder Erfahrungen und Kenntnisse, zum Profil der Veranstaltung durch ihre Impulse beitragen, die aber genauso wie alle anderen TeilnehmerInnen sich im freien Rahmen des Open Space einbringen.

Genevieve Vaughan, eine sehr bemerkenswerte, weltweit bekannte feministische Kulturphilosphin und fundierte Kulturkritikerin einer Verkommerzialisierung des menschlichen Lebens. Autorin u. a. des Buches "For-Giving - a Feminist Critisism of Exchange" in welchem sie ein völlig neues Verständnis von Geld, Wirtschaft und Sprache vermittelt. Sie rehabilitiert das mütterlich gebende Wirtschaften gegenüber einer quantifizierenden Austauschwirtschaft ("Was kriege ich um welchen Preis?) und zeigt auf, wie diese Art zu wirtschaften mit einem hybriden, disfunktional gewordenen Männlichkeitskult verbunden ist.

Galsan Tschinag, Mongolei, Häuptling, Schamane und (durch Studium in der seinerzeitigen DDR) deutschsprachiger Autor zahlreicher Bücher über die Kultur und Geschichten seines Volkes, der Tuwa, die in zahlreiche andere Sprachen übersetzt wurden. Darunter: "Liebes- und andere Steppengeschichten" und Gedichtbände: "Alle Pfade um deine Jurte" , "Nimmer werde ich dich zähmen können" u. a. Hat sein Volk vor 10 Jahren in einer Karawane über 2000 km gesammelt und zu den ursprünglichen Viehweiden und Jagdgründen geführt (in den Filmen "Die Karawane" und "Die Geister kehren zurück" dokumentiert) .

Jo Berry (England), Tochter des Tory-Abgeordneten Sir Anthony Berry MP, der 1984 beim Anschlag der IRA auf Thatcher und die Parteikonferenz der Tories ermordet wurde. Sie nahm später zu dem zu lebenslanger Haft dafür verurteilten Pat Magee Kontakt auf und ruft seither nach dessen Amnestierung 1999 mit ihm im Rahmen ihres neuen Friedensprojektes "Building Bridges for Peace" (www.bildingbridgesforpeace.org) gemeinsam in Vorträgen dazu auf, "die Geschichte des Feindes zu hören".

Pat Magee, ehemaliger IRA-Aktivist, führte den Bombenanschlag auf Margret Thatcher 1984 in Brighton, England aus. Nach der Begegnung mit Jo Berry, der Tochter eines seiner Opfer, nimmt er mit ihr gemeinsam an den öffentlichen Veranstaltungen ihres neuen Friedensprojektes "Building Bridges for Peace" teil. Seine Geschichte macht Terrorismus ein wenig verständlicher (im Sinne von Hören und Verstehen und nicht von Gutheißen oder Akzeptieren). Nach ihm kommt Terrorismus aus dem Gefühl von Schwäche und Hilflosigkeit und der Besessenheit von einer Strategie, der alle menschlichen Werte und Gefühle geopfert werden.

Felina Angel Santiago Valdivieso, eine Muche aus Juchitan/Mexico. Muche sind das sogenannte "dritte Geschlecht" in der jahrhundertealten matriarchalen Kultur von Juchitan in Mexiko, körperlich Männer, die eine weibliche Identität leben und in dieser Kultur einen allseits geachteten sozialen und beruflichen Stand und Respekt genießen. Sie wird von einem Leben jenseits aller Homophobien erzählen, wo auch die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten eine natürliche Selbstverständlichkeit ist.

Rosa Martha Toledo Martínez,
Repräsentantin der matriarchalen Indigena-Kultur von Juchitan / Mexiko, Fotografin und Sängerin. Sie vermittelt durch ihre persönliche Art, ihren Gesang, ihre Bilder und ihre Erzählungen sehr eindrücklich, wie sich Frausein in einer matriarchalen Kultur anfühlt und ausdrückt.

Bernadette Rocher
arbeitete über 30 Jahre als Streetworkerin und Leiterin eines Heimes für Prostituierte in Marseille, Frankreich.

Veronika Bennholdt-Thomsen
Hochschullehrerin, Leiterin des Instituts für Theorie und Praxis der Subsistenz e.V., Bielefeld, Sie erforschte und dokumentierte in ihren Arbeiten Subsistenzwirtschaft als nicht-patriarchale Wirtschaftsform im Süden und auch bei uns im Norden in peripheren Regionen und kommt zu dem Schluß, dass wir mehr von den Frauen in verschiedenen Regionen der sogenannten Dritten Welt lernen sollten als umgekehrt. In ihrer Fähigkeit zur Subsistenz drückt sich eine weibliche Lebenskraft aus, deren Schönheit und Souveränität viele Menschen in den industrialisierten Ländern, gleich welchen Geschlechts, insgeheim fasziniert. Veröffentlichungen: "Eine Kuh für Hillary - die Subsistenzperspektive", zusammen mit Maria Mies, Verlag Frauenoffensive, München 1997, "Das Subsistenz-Handbuch" und "Subsistenz und Widerstand", jeweils als Mitherausgeberin, beide erschienen im Promedia Verlag und "Juchitan- Stadt der Frauen"

Aliou Dieme
Senegal, Choreograph und Tänzer des indigenen Volkes der Diola, Senegal, lebt und unterrichtet afrikanischen Tanz seit 19 Jahren in Österreich und im Senegal. Er wird von den reichen sozialen Erfahrungen und Traditionen seines Volkes berichten und wie dort Frauen und Männer und ihre Beziehungen von der Stammesgemeinschaft unterstützt werden und wie Kinder umsorgt und die Ältesten geachtet werden.

O. Fred Donaldson,
USA/Schweden, Begründer von "Original Play", das er in seinen eigenen Worten so beschreibt: "Seit mehr als 30 Jahren reise ich um die Welt und spiele mit Kindern und wilden Tieren, um von ihnen in Vertrauen, Liebe und Zugehörigkeit gelehrt zu werden. Ich praktiziere Original Play als ein Geschenk der Schöpfung des universellen Prozesses, um die essentielle Güte in allem Leben zu fühlen und zu würdigen."
Er hat in seiner Arbeit erkannt, daß jeder Mensch, gleich welchen Alters, das Potential zu diesem Spiel in sich trägt. Jenseits ihrer äußeren Fähigkeiten, ihres Entwicklungsstandes, ihrer sozialen oder geschlechtlichen Rolle, ja sogar zwischen Mensch und Tier entsteht in Präsenz und Berührung dieses Spiels Vertrauen, Sicherheit und Zugehörigkeit. Inzwischen hat er bereits 30 Jahre Erfahrung mit über 3.000 SpielgefährtInnen unterschiedlichsten Alters, Milieus, und unterschiedlicher Kultur gesammelt. Er spielte unter anderen auch mit sogenannten Behinderten, mit Krebskranken, mit Mitgliedern von Straßengangs und mit Strafgefangenen. Und er spielte mit Wildtieren wie Wölfen, Delphinen, Grizzlybären und Löwen. Seit bald 20 Jahren lehrt er weltweit "Original Play (Ursprüngliches Spiel)" in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Sozialeinrichtungen und bei der Schulung von gewaltfreien Demonstrationen. Sein Ansatz und seine Erfahrung eröffnen ganz neue, noch ungeahnte Perspektiven der gewalt- und angstfreien Begegnung in der Konfrontation mit Konkurrenzverhalten, Aggression und Gewalt.
Seine Mitarbeiterin Jolanta Graczykowska, Warschau, wird auch zum Symposium mitkommen. Sie ist Lehrerin und Therapeutin und ist verantwortlich für Original Play in Polen.
Buchveröffentlichung von O. Fred Donaldson: "Playing by Heart - The Vision and Practice of Belonging" in der deutschen Ausgabe: "Von Herzen spielen - Die Grundlagen des ursprünglichen Spiels, Vision und Praxis der Zugehörigkeit" , Arbor-Verlag 2004. Mehr Information unter www.originalplay.com .


Wengji Wang
Angehöriger des matriarchalen Volkstammes der Mosuo in Südchina. Mosuo sind eine der bekanntesten matriarchalen Kulturen in Asien.
Sie leben in Großfamilien, der in der Regel nur die matrilinearen Mitglieder angehören und die meist von den ältesten Frauen geleitet werden. Viele jungen Mosuo-Frauen und Männer leben die Tradition der "Besuchsehe", die auf der freien Entscheidung des liebenden Paares aufgebaut ist. Das Paar gründet keine neue Familie und teilt auch nicht seinen Besitz. Alle Kinder, die aus der Verbindung stammen, sind die Kinder der Frau und der Mann hilft seinen Schwestern, mit denen er familiär zusammenlebt, deren Kinder aufzuziehen. Daher hat es auch praktisch keine Auswirkung auf die Kinder, wenn ein Paar sich wieder trennt.
Allgemein zeichnen sie sich durch ein sehr friedliches, solidarisches und entspanntes Leben aus. Und es gibt eine Reihe von Veränderungen durch die Einflüsse der modernen Kultur des China von heute. Wengji Wang wird über Lebensweise und Lebensgefühl in dieser Kultur erzählen.

Die Liste von möglichen ImpulsgeberInnen bleibt offen.